Landtagswahl am 21. September 2003
Pressefragebögen
Fragen nach Vorgabe des BJR an die Landtagsabgeordnete Heidi Lück
Fragen des BJR – Bayerischer Jugendring - für das jugendpolitische Handbuch zur Landtagswahl 2003
1. Bildung ist mehr als Schule - das haben nicht zuletzt die Ergebnisse der PISA-Studie gezeigt.
a) Welche Schlussfolgerungen und mittelfristigen Konsequenzen sind aus Ihrer Sicht zu ziehen, um die dort beschriebenen Defizite in der Bildungspolitik in Bayern nachhaltig auszugleichen?
b) Welche Bedeutung messen Sie hierbei der außerschulischen Jugendbildung in der Jugendarbeit bei?
c) Wie werden Sie das konkret in die politische Arbeit einbringen?
Wenn man über den Gartenzaun schaut, sieht man, dass bei Tests diejenigen Länder vorne liegen, die
· eine längere gemeinsame Schulzeit, mindestens sechs Jahre und mehr, haben
· Angebote von Ganztagsschulsysteme aufweisen
· intensive Förderung der Schülerinnen und Schüler statt Auslese betreiben
· teilweise 2 Pädagogen – oder Pädagoge plus Sozialarbeiter – einsetzen
· mehr Entscheidungsbefugnis in den einzelnen Schulen haben
Deshalb wollen wir Veränderungen in Bayern in diese Richtung. Gerade die außerschulische Jugendbildung prägt junge Menschen und trägt sehr zur Persönlichkeitsbildung von Kindern und Jugendlichen bei. Gerade in der Auseinandersetzung mit sich selbst und anderen erlangen sie Selbstbewusstsein, Werte und Ziele für ihr Leben. Deshalb soll unserer Meinung nach die außerschulische Bildungsarbeit im Bereich von Ganztagsschulen einbezogen werden.
Unsere Anträge gehen seit Jahre bereits in diese Richtung. Wir werden diese Vorschläge auch in der neuen Wahlperiode einbringen und darüber hinaus natürlich auch weiterhin dafür kämpfen, dass die Aufgaben der Jugendbildung insgesamt so finanziert werden, dass das Gewünschte auch leistbar ist.
2. Seriöse Studien zeigen, dass Politik und vor allem Politiker und Politikerinnen in den letzten Jahren extrem an Glaubwürdigkeit verloren haben- Es herrscht das Bild vor, Politikern/-innen gehe es nur noch um Machterhalt und kurzfristige, an Wahlterminen orientierte Interessen. Welchen Beitrag werden Sie persönlich leisten, um Politik für junge Menschen glaubwürdiger zu machen?
Unabhängig davon, dass es mich massiv ärgert, wenn pauschal von Politikerinnen und Politiker geredet wird. Denn auch wir sind Individuen, unter denen es sicher auch Menschen gibt, die nicht zum Vorbild taugen. Dies aber zum Anlass zu nehmen, alle pauschal abzuqualifizieren lehne ich ab und bitte um faire Einzelbeurteilung.
Ich persönlich versuche jedenfalls, meine Arbeit transparent zu machen – heutzutage natürlich über meine Internetseite www.heidilueck.de, die im übrigen gerade auch deswegen bei einem bundesweiten Test aller Abgeordneten-Websites auf Platz 13 und in Bayern auf Platz 2 gelandet ist. Ich bemühe mich, gute Arbeit im Landtag zu leisten und versuche darüber hinaus auch, im Ehrenamt positives zu bewegen, z.B. als Vorsitzende des BRK-Kreisverbandes Oberallgäu/Kempten. Für mich gibt es keinen Einsatz „nur vor Wahlen“. Ich bin über die gesamte Legislaturperiode hinweg regelmäßig erreichbar, besuche Veranstaltungen, führe Fachgespräche, stelle mich Einzelgesprächen und versuche auch in vielen Einzelfällen zu helfen.
3. Die notwendigen Reformen der sozialen Systeme drohen weitere Ungleichgewichte im Generationenvertrag nach sich zu ziehen. Nennen Sie biete aus Ihrer Sicht drei zentrale Ansatzpunkte, um die Grundlagen der Solidargemeinschaft aller sozialen Gruppen neu zu sichern. Wie kann ein weiteres Anwachsen der relativen Verarmung vor allem von Familien mit Kindern verhindert werden?
Eine der größten Herausforderungen derzeit ist sicher die Reform der sozialen Systeme. Ich halte gar nichts davon, eine Konfrontationslinie zwischen Jung und Alt aufzubauen. Ich halte sowohl die Sorgen der Jungen vor übermäßigen Belastungen gerechtfertigt, als auch die Sorgen der Älteren vor weiterem Rentenabbau. Diesen Spagat müssen wir meistern. Das Drei-Säulen-Modell - gesetzliche Rentenversicherung, private Altersversorgung und Betriebsrente – ist, denke ich, die chancenreichste Möglichkeit. Hier ist insbesondere die Möglichkeit der verbesserten Betriebsrenten durch das Riester-Modell zu nennen.
Weitere Schritte für die Familien sind in Vorbereitung, besonders begrüße ich die Einführung der Grundpauschale von 1.300 Euro für tatsächlich Alleinerziehende. Erziehungsleistungen von Müttern und Vätern müssen weiterhin noch besser honoriert werden.
4. Der Zusammenhalt einer Gesellschaft und die Identifikation des Einzelnen mit dem Gemeinwesen bemessen sich nicht zuletzt an der Bereitschaft zu bürgerschaftlichem Engagement und ehrenamtlicher Tätigkeit. Wie werden Sie Rahmenbedingungen verändern, damit diese Bereitschaft junger Menschen weiter gestärkt wird?
Die SPD-Landtagsfraktion hat in der vergangenen Legislaturperiode eine ganze Reihe von Anträgen eingebracht, die das Ehrenamt stärken sollen. Vor allen Dingen ist es wichtig, die Fort- und Weiterbildung von Ehrenamtlichen im Bereich der Jugendverbände zu unterstützen. Leider hat die Mehrheit im Bayerischen Landtag (CSU) unsere Anträge bisher immer abgelehnt. Neben der Stärkung der Fortbildung im Jugendbereich ist es notwendig, bessere Freistellungsmöglichkeiten für freiwilliges Engagement zu erreichen. Berücksichtigung ehrenamtlichen Engagements bei der Vergabe von Studienplätzen sind Möglichkeiten, die wir aufgezeigt haben. Ebenso muss freiwilliges ehrenamtliches Engagement bei der Vergabe von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen und bei der Beförderung bzw. Versetzung anerkannt werden. Hier muss der Staat mit gutem Beispiel vorangehen. Unabhängig davon muss auch herausgestellt werden, dass ehrenamtlich arbeitende Jugendliche wertvolle Mitarbeiter für jedes Unternehmen sind.
5. Eine der wesentlichen gesellschaftlichen Zukunftsaufgaben liegt in der Integration zugewanderter Menschen. Die Jugendarbeit steht noch stärker als bisher in der Verantwortung, die Integration von Migranten/-innen und interkulturelles Lernen zu fördern. Welchen Beitrag muss Ihrer Meinung nach die Landespolitik bei der Förderung der Integration insbesondere junger Menschen mit Migrationshintergrund leisten?
Ich denke gerade in dieser Frage sind die Jugendverbänden in hohem Maße gefordert und erfüllen diese Aufgabe auch in vielfältiger Form. Allerdings zeigt sich gerade hier, wie wichtig eine dauerhaft verlässliche Finanzierung dieser Arbeit ist. Denn gerade hier kann Sprache spielend unter Gleichaltrigen und Freunden gelernt werden, kann Toleranz geübt werden. Natürlich gehört dazu, dass besonders im Kindergarten und in der Schule zusätzlich gefördert werden muss. Nur so wird es gelingen, dass Kinder ausländischer Herkunft die notwendigen Schulabschlüsse erreichen.
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